Computer verbessern die Beurteilung von Röntgenbildern bei Rheumapatienten

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27.09.2021 14:24

Computer verbessern die Beurteilung von Röntgenbildern bei Rheumapatienten


Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie verleiht Rudolf-Schoen-Preis – PD Dr. med. Alexander Pfeil wird geehrt

Berlin/Nürnberg, September 2021 – Röntgenaufnahmen zeigen
Rheumatologen den Zustand der Gelenke ihrer Patienten und erlauben
ihnen ein Urteil über die Wirksamkeit einer medikamentösen Behandlung.
Computergestützte Diagnoseverfahren verbessern die Röntgenanalyse
erheblich, präzisieren und beschleunigen sie. Für seine
Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet erhält Privatdozent Dr. med.
Alexander Pfeil vom Universitätsklinikum Jena in diesem Jahr den mit
10.000 Euro dotierten Rudolf-Schoen-Preis der Stiftung der Deutschen
Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh).

Für die Beurteilung von Röntgenbildern brauchen Rheumatologen ein gutes
Auge. Veränderungen an den Gelenken sind vor allem bei Rheuma im
Frühstadium schwer zu erkennen. Bisher vergibt der Arzt für jedes untersuchte
Gelenk Punkte, die sich zum sogenannte „Sharp-Score“ addieren. Im Jahr 2013
konnte Dr. Pfeil in einer Studie zeigen, dass eine Computer-assistierte
Gelenkspaltweitemessung (CAJSA) die Beurteilung der Fingergelenke
verbessert. Zerstört eine rheumatische Entzündung den Gelenkknorpel, verengt
sich der Gelenkspalt zwischen den Knochen. Dieser Abstand lässt sich mit der
CAJSA und einem von Dr. Pfeil entwickelten Z-Score genauer beurteilen als mit
dem Sharp Score. Die Wirksamkeit der Medikamente Leflunomid und
Methotrexat war nur mit dem Z-Score frühzeitig erkennbar (Arthritis Research &
Therapy 2013, 15: R27). Eine weitere Studie bestätigte die hohe Genauigkeit
des CAJSA bei der Unterscheidung von gesunden und rheumatisch erkrankten
Gelenken (Joint Bone Spine 2013; 80: 380-385).

Eine weitere Folge von entzündlich-rheumatischen Gelenkerkrankungen ist ein
Knochenmineraldichteverlust im Bereich der entzündeten Gelenke. Die digitale
Radiogrammetrie (DXR) als weiteres computer-basiertes Analyseverfahren
ermöglicht eine präzise Messung der Knochenmineraldichte im Bereich der
Hand. Auch hier ließen sich die Auswirkungen der Behandlung mit Leflunomid
und Methotrexat besser beurteilen als mit dem Sharp Score (BMC
Musculoskeletal Disorders 2015; 16: 155).

Die DXR kann auch genutzt werden, um die Gelenkveränderungen zu beurteilen,
zu denen es bei einem Drittel aller Menschen mit der Schuppenflechte Psoriasis
kommt. Mit der Software „BoneXpert“ gelang es Dr. Pfeil in einer Studie, die
verschiedenen Stadien der Erkrankung besser zu unterscheiden (Arthritis
Research & Therapy 2016; 18: 248).

Inzwischen setzen Rheumatologen die digitalen Techniken auch zur Beurteilung
der modernsten Rheuma-Medikamente ein: Biologika können den Krankheitsverlauf stoppen und weitere Schäden am Gelenk verhindern. Dr. Pfeil
zeigte dies in der RAPID 1-Studie, die schließlich auch die Grundlage für die
Zulassung des Biologikums Certolizumab bildete. Die Analyse der Röntgenbilder
mit der CAJSA-Software zeigte, dass sich der Gelenkspalt in den Fingergelenken
unter der Behandlung mit Certolizumab nicht veränderte, während er unter einer
konventionellen Therapie eine weitere Verschmälerung aufzeigte (Arthritis
Research & Therapy 2020; 22: 229). Zu ähnlichen Ergebnissen kam eine DXRAnalyse
der Knochenmineraldichte (Rheumatoly International 2019; 39: 637-
645).

Geboren im Jahr 1979 in Stollberg, schloss Privatdozent Dr. Alexander Pfeil sein
Medizinstudium an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena ab. Dort begann er
auch seine berufliche Laufbahn – zunächst in der interventionellen Radiologie,
worin er eine umfassende Ausbildung mit Fokus auf die rheumatologische
Bildgebung absolvierte. Der Rheumatologe leitet heute stellvertretend den
Funktionsbereich Rheumatologie der Klinik für Innere Medizin und die
rheumatologische Tagesklinik sowie den stationären Bereich Rheumatologie am
Universitätsklinikum Jena. Seine Habilitation zum Thema „Computerassistierte
Gelenkspaltweitemessung der Fingergelenke – Methodik und klinische
Evaluierung bei Patienten mit rheumatoider Arthritis“ schloss er im Jahr 2014
ab.

Mit dem Rudolf-Schoen-Preis für Rheumatologie ehrt die Stiftung der DGRh
hervorragende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Rheumatologie.
Sie möchte damit junge Wissenschaftler in der Rheumaforschung fördern und in
ihrer Arbeit unterstützen. Der Vorstand der Schoen-Stiftung begutachtet die
eingesandten Arbeiten und entscheidet über die Preisvergabe. In diesem Jahr
fand die Ehrung virtuell auf dem Deutschen Rheumatologiekongress statt.
Laudator Prof. Specker dankt Dr. Pfeil für seine vielfältigen Aktivitäten in der
DGRh und wünscht ihm weiterhin alles Gute. Weitere Informationen zu Preis,
Preisträger und Laudatio finden Sie auch auf der Website der DGRh.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Kontakt DGRh:
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. Geschäftsstelle
Anna Julia Voormann, Generalsekretärin
Charlotte Mentzel, Wissenschaftliche Koordinatorin
Wilhelmine-Gemberg-Weg 6, Aufgang C 10179 Berlin
Tel. +49 30 240 484 70
Fax +49 30 240 484 79
E-Mail: anna.voormann@dgrh.de, charlotte.mentzel@dgrh.de
Website: dgrh.de


Originalpublikation:

https://doi.org/10.1186/ar4163

https://doi.org/10.1186/s13075-016-1145-4

https://doi.org/10.1186/s12891-015-0577-3

https://doi.org/10.1016/j.jbspin.2012.10.022

https://doi.org/10.1007/s00296-018-4226-7

https://doi.org/10.1186/s13075-020-02322-9


Weitere Informationen:

https://dgrh.de/Start/Wissenschaft/Stipendien—Preise/Rudolf-Schoen-Preis/Gewin…


Merkmale dieser Pressemitteilung:

Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin, Physik / Astronomie
überregional
Forschungsergebnisse, Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch


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