Zi veröffentlicht Studie zu Verordnungstrends biologischer Arzneimittel bei Autoimmunerkrankungen

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06.05.2021 10:56

Zi veröffentlicht Studie zu Verordnungstrends biologischer Arzneimittel bei Autoimmunerkrankungen


Bevölkerung in Deutschland leidet immer häufiger an Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose und Schuppenflechte // Biologika werden häufiger eingesetzt

Die Häufigkeit von Autoimmunerkrankungen wie Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Multiple Sklerose, Psoriasis und rheumatoide Arthritis hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. Von 2012 bis 2018 ist der Anteil gesetzlich krankenversicherter Patientinnen und Patienten mit mindestens einer dieser Autoimmunerkrankungsdiagnosen von 3,5 auf 4 Prozent angestiegen. 2018 waren 2,9 Millionen Versicherte von einer dieser Autoimmunerkrankungen betroffen. Dies entspricht einem Zuwachs von etwa 500.000 Patientinnen und Patienten seit 2012. Die Psoriasis betraf insgesamt 1,8 Prozent aller gesetzlich Versicherten im Jahr 2018 und war damit vor der rheumatoiden Arthritis (1,4 Prozent) die häufigste der fünf Autoimmunerkrankungen. Die relative Zunahme der Prävalenz war bei Morbus Crohn mit einem Plus von 25 Prozent am stärksten. Frauen waren insgesamt mit einem Anteil von 61 Prozent signifikant häufiger betroffen als Männer.

Gleichzeitig stieg der Anteil an Autoimmunpatientinnen und -patienten mit Biologika-Therapie an. Während 2012 noch 61 von 1.000 betroffenen Versicherten mit Biologika behandelt wurden, waren es 2018 bereits 86 von 1.000. Das entspricht einem Zuwachs von 43 Prozent. Da die Zahl von Patientinnen und Patienten mit Autoimmunerkrankung zeitgleich zunahm, verzeichnete die Anzahl der Versorgten mit Biologika-Therapie (2012: 145.897 / 2019: 250.036) sogar einen Anstieg um 73 Prozent.

Das sind die zentralen Ergebnisse einer Versorgungsatlas-Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) zu bundesweiten Verordnungstrends biologischer Arzneimittel bei häufigen Autoimmunerkrankungen zwischen 2012 und 2018. „Autoimmunerkrankungen gehen häufig mit unterschiedlichen Begleit- und Folgeerkrankungen einher. Sie erfordern daher oft komplexe Behandlungsstrategien. Insofern stellt der Anstieg der Erkrankungszahlen besondere Anforderungen an eine zielgerichtete medizinische Versorgung“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.

Mit Ausnahme der Multiplen Sklerose zeigten alle Erkrankungen einen stetigen Zuwachs an Patientinnen und Patienten mit Biologika-Behandlung im Zeitverlauf. Dabei wiesen die beiden entzündlichen Darmerkrankungen und die Psoriasis jeweils Steigerungsraten von über 100 Prozent auf. An Multipler Sklerose erkrankte Patientinnen und Patienten verzeichneten trotz des Rückgangs in allen Jahren noch immer den höchsten Biologika-Gebrauch.

Biologika sind bei allen fünf untersuchten Autoimmunerkrankungen neben anderen Medikamenten und Behandlungsansätzen wichtige Optionen für die Therapie. Im Gegensatz zu vielen anderen Arzneimitteln werden sie nicht chemisch, sondern mit biotechnologischen Verfahren hergestellt. Dabei handelt es sich zumeist um komplexe Proteine, die körpereigenen Stoffen sehr ähnlich sind. Biologische Arzneimittel sind ein wichtiger Wachstumsmarkt der pharmazeutischen Industrie und zählen in aller Regel zu den hochpreisigen Arzneimitteln. Im Jahr 2018 waren in Deutschland 23 biologische Arzneimittel für die Therapie der Autoimmunerkrankungen Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, MS, Psoriasis und rheumatoide Arthritis verfügbar. Insgesamt sieben dieser Arzneimittel wurden nach 2012 zugelassen und stehen damit erst seit einem relativ kurzen Zeitraum für die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Autoimmunerkrankung zur Verfügung.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Jörg Bätzing
Fachbereichsleiter Regionalisierte Versorgungsanalysen & Versorgungsatlas
Tel: 030 4005 2419
jbaetzing@zi.de


Originalpublikation:

Holstiege J, Klimke K, Akmatov MK, Kohring C, Dammertz L, Bätzing J. Bundesweite Verordnungstrends biologischer Arzneimittel bei häufigen Autoimmunerkrankungen, 2012 bis 2018. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi). Versorgungsatlas-Bericht Nr. 21/03. Berlin 2021. URL: https://doi.org/10.20364/VA-21.03


Weitere Informationen:

https://www.versorgungsatlas.de Der Versorgungsatlas ist ein Angebot des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (Zi). Der Versorgungsatlas stellt Informationen aus der medizinischen Versorgungsforschung bereit. Der Schwerpunkt liegt dabei in der Untersuchung und kartografischen Darstellung regionaler Unterschiede. Dadurch sollen Verbesserungen der Gesundheitsversorgung in den Regionen angeregt und gefördert werden.


Ergänzung vom 06.05.2021

Datenbasis waren die bundesweiten Arzneiverordnungsdaten nach § 300 Abs. 2 SGB V
und die bundesweiten vertragsärztlichen Abrechnungsdaten gemäß § 295 SGB V. Für die
Erkrankungen Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Multiple Sklerose (MS), Psoriasis und
rheumatoide Arthritis ist die Diagnoseprävalenz in den Jahren 2012 bis 2018 im
Versichertenkollektiv der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) auf Bundesebene und
für die Bereiche der Kassenärztlichen Vereinigungen (17 Regionen) bestimmt worden.
Versicherte wurden in einem Jahr als erkrankt erfasst, wenn sie in zumindest zwei
Quartalen eine gesicherte Diagnose aufwiesen.


Merkmale dieser Pressemitteilung:

Journalisten, Wissenschaftler
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


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